Fetischverbot auf dem CSD und Toleranz in der Erotikszene

27. Juli 2021 0 Von Lalalauramina

Gerade beschäftigt mich ein Thema, welches für mich immer mal wieder präsent ist. Toleranz. Man könnte meinen, in einer so speziellen Szene wie der erotischen, wären alle Menschen etwas offener und entspannter. Könnte man meinen. Ich könnte mich jetzt stundenlang darüber aufregen und euch einen ellenlangen Text schreiben, versuche aber mich ein wenig auf das Wesentliche zu beschränken. Ich bin gespannt auf eure Meinungen dazu…

CSD (Christopher Street Day)

Vor Kurzem war CSD. Christopher Street Day – die bekannte queere Parade, bei der Diversität gefeiert und für Rechte der Community gekämpft wird.

Fetischverbot beim CSD Bremen

Der CSD Bremen bannte hinsichtlich der anstehenden Parade sämtliche „Fetischdarstellungen“. Als ich das auf Facebook mitbekommen habe, stellten sich mir so einige Fragen: zunächst einmal „was zur Hölle ist verkehrt bei euch?“ – Fetisch gehört für mich zum CSD wie gleichgeschlechtliche Paare, die Händchen halten. Es geht darum, Akzeptanz für spezielle Formen der Liebe zu erkämpfen. Da gehören Lederklamotten und Dom/Dev-Beziehungen ebenso dazu wie polyamore Paare und Regenbogenfahnen.

Die Intention des Fetischverbots

Mir ist schon klar, dass es Dinge gibt, die für die heteronormative Gesellschaft schwieriger zu verkraften sind als andere. Und ganz sicher gibt es Dinge, die nicht in die Öffentlichkeit gehören. Da stimme ich voll und ganz zu. Sexuelle Darstellungen und potentiell verstörende Handlungen für Zuschauer haben da nichts zu suchen. Beim CSD sind Kinder anwesend, also ja! Sex gehört dort nicht hin. Ein Kind muss nicht sehen, wie jemand einen Strap On trägt oder einen Knebel mit Plastikschwanz daran in den Mund gesteckt bekommt. Stimme ich zu. Dann macht eben klar, dass sexuelle Handlungen verboten sind. Aber Fetisch mit sexuellen Handlungen gleichzusetzen erscheint mir absurd.

Apropos Kinder: sie sind es, die bei einem Latexoutfit (auch ganz klar Fetisch!) nicht schockiert sind und in ihrer Entwicklung gestört werden, sondern die komplett entspannt einfach bewundern, wie schön das Ganze glänzt. Wenn du Angst hast, dass dein Kind schwul wird oder auf BDSM steht, weil es mitbekommt, dass es noch andere Lebensweisen gibt als die spießbürgerliche „Mama, Papa, Kind-Familie“, dann geh mit ihm nicht in die Stadt, wenn CSD ist. Aber müssen wir deshalb anfangen uns zu verstellen und gegenseitig zu diskriminieren? Aus Angst jemandem auf die Füße zu treten? Gehts noch?

Als nächstes stellt sich die Frage „wo fängt Fetisch an, wo hört Fetisch auf?“

Ist das Latexoutfit in Ordnung, weil Lady Gaga es auf der Bühne trägt oder die Sportswear der Gay-Szene, weil dieser Fetisch „in Ordnung“ ist? Aber eine Hundemaske und das dazugehörige Pet-Play oder ein Halsband geht nicht, weil es mit Machtgefälle zu tun hat? Wer entscheidet das und nach welchen Kriterien wird entschieden?

Auch die Erklärung, die hinterher veröffentlicht wurde, war mehr als nur schwammig. Für mich ist die Erklärung eigentlich klar. Man will der Allgemeinheit nicht allzu unbequem werden und kämpft deshalb lieber nur partiell für Freiheit und Akzeptanz und diskriminiert eben selbst ein wenig. Ziemlich traurig eigentlich.

Gerade weil einige Aspekte hierbei gänzlich vergessen gehen. So ist die schwule Ledercommunity seit Jahren extrem aktiv was Aufklärung angeht, engagiert sich enorm in der Aids-Hilfe und leistet wichtige Öffentlichkeitsarbeit, die auch den spießigeren Teilen der queeren Szene sehr zugute gekommen ist. Aber hey – das kann man ja einfach mal unter den Teppich fallen lassen.

Schaut euch zum Beispiel mal an, was für fantastische Arbeit der FLC (Frankfurter Leder Club) leistet. Sollte man die jetzt beim CSD einfach kategorisch ausschließen, weil Lederbekleidung einen Fetisch darstellt?

Toleranz innerhalb der Erotikszene

Leider ist die kunterbunte Szene noch lang nicht so tolerant wie sie sein könnte. Jeder möchte akzeptiert werden, wie er ist. Aber akzeptieren, dass es auch Dinge gibt, die man selbst eben nicht mag, fällt vielen Menschen nach wie vor schwer. Wie ihr vielleicht in meinen Artikeln über verschiedene Clubarten schon gelesen habt, ist die Grande Opera so etwas wie ein Schmelztiegel und vereint als einer von wenigen Clubs deutschlandweit sowohl die BDSM-Szene als auch die Swinger-Szene und Hedonisten, die einfach nur gern freizügig tanzend ihren Abend genießen.

Sicher bringt das einige Schwierigkeiten hervor, denn die verschiedenen Gäste der einzelnen Club-Arten vereint zwar, dass sie gern auf „spezielle“ Partys gehen, aber dennoch sind sie unheimlich verschieden.

Darüber erzähle ich euch aber im nächsten Artikel mehr. 😉

Genießt euren Abend und bleibt verrückt.

Eure Laura

 

 

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